In Luchino Viscontis Verfilmung von Thomas Manns ,Tod in Venedig‘ war er 1970 der Augenstern des alternden und bald Cholera-kranken deutschen Komponisten, der letzte Lover: der famose, still begehrte, aber unerreichbare Tadzio. Gespielt wurde er – gegenüber Dirk Bogarde als „Gustav von Aschenbach“ – vom gerade 16jährigen schwedischen Darsteller Björn Andrésen: Blonde Haare, schwarzweiß gestreifes Badedress und ein verträumter Blick…
Luchino Visconti hat ganz mit Thomas Mann und seinem Helden Aschenbach gefühlt und nannte seinen Tadzio bei der Premiere 1971 den „schönsten Jungen der Welt“. Luchino und sein Kameraman de Santis hatten so schöne Aufnahmen von Andrésen gemacht, dass man Shots davon in den Louvre oder den Vatikan hätte hängen können (sagt der Filmhistoriker Lawrence Quirk). Da haben wir den Filmtitel.
Kristina Lindström und Kristian Petri haben den End-Sechziger besucht. Hier erzählt er seine – nicht immer schöne – Geschichte: Was der plötzliche Ruhm bewirkt hat, wie er versucht hat, dem schwulen Image zu entkommen. Seine eher erratische Filmkarriere – die bis in die Gegenwart andauert – zählt immerhin Nebenrollen in gut zwanzig Filmen und TV-Serien. In ,The Most Beautiful Boy in the World‘ begegnet dem Publikum der wahre Tadzio.
Regie Kristina Lindström, Kristian Petri (Dokumentarfilm)
Kamera Erik Vallsten
Musik Anna von Hausswolff, Filip Leyman
Mit Björn Andresen
SE 2021, 94 Min., OmU, ab 0