In den 1920er Jahren florierten die großen Kaufhäuser in den deutschen Innenstädten. Einer der Pioniere dieses etwas überdimensionierten Kaufhaustyps war der Hamburger Max Emden. 1904 übernahm er im Alter von 30 Jahren die Führung des Textileinzelhandels der alteingesessenen Hamburger Kaufmannsfamilie. In nur wenigen Jahren machte er daraus einen internationalen Warenhauskonzern mit großen Kaufhäusern in den Innenstädten vieler europäischer Länder. Und wo er nicht selbst bauen konnte, agierte er in Kooperation mit den lokalen Unternehmern – wie etwa beim KaDeWe.
Obwohl Max Emden seine Heimatstadt mit reichen Geschenken bedachte – besonders als Mäzen der Hamburger Universität – ist sein Name heute in Hamburg so gut wie unbekannt. Und eine Straße hat er auch nicht.
Ende der 20er Jahre verließ Max Emden Deutschland und zog auf eine Insel im schweizer Teil des Lago Maggiore, die er gekauft hatte. Dort genoss er das Leben, das die Deutschen dem Juden nicht mehr gönnten, in Gegenwart junger Frauen. Auf der Insel dekorierte er sein neu gebautes „Schloss“ nach und nach mit den Kunstwerken, die er aus Deutschland retten konnte. Was die Kunst betraf, meinte er, „das Leben als solches“ sei „eine Kunst“.
Der Film rollt den Fall Max Emden detailliert und mit Hilfe brisanter Dokumente, nie gezeigter privater Filmaufnahmen und vielen historischen Zeugnissen auf und erzählt nebenbei den Aufstieg … und die Zerstörung einer hanseatischen Familie durch die Propaganda und die Gewalt des NS-Regimes.
Vorstellung mit Gast
In der Sonntags-Matinee am 9. Februar ist in Kooperation mit der Gedenkstätte Neuengamme Regisseur André Schäfer zu Gast.
Regie André Schäfer, Eva Gerberding (Dokumentarfilm)
Kamera Bernd Meiners, Andy Lehmann, Harald Rammler
Musik Ritchie Staringer
DE 2018, 94 Min., dtF, ab 6