Gegenstände fliegen durch die Luft und zerschellen an der weißen Wand. Es gibt einen großen Streit zwischen Christina, einer ehemaligen Konzertpianistin, und ihrer ältesten Tochter Margaret. Die Auseinandersetzung wird handgreiflich und endet blutig. Für die 35jährige Tochter führt sie zu einer juristisch wohldosierten Aussperrung: Ein Richter entscheidet, dass sie sich für zwei Monate dem Haus der Familie nicht mehr als 100 Meter nähern darf. Da sie das doch immer wieder tut, malt ihre kleine Schwester Marion mit hellblauer Farbe eine Linie rund um das Haus, über Gärten und Straßen. Diese Grenze gilt nun und soll Margret vor weiteren juristischen Konsequenzen bewahren.
Das hält aber Margaret und Marion nicht davon ab, sich an der Demarkationslinie zu treffen. Beide verbindet die Musik. Margaret spielt Gitarre, Marion singt dazu. Das sind kurze Momente der Gemeinsamkeit. Aber sonst ist Margaret ein gefährliches – und gleichzeitig sehr zerbrechliches – Bündel aus Kraft und Wut.
„Dysfunktional. Es ist ein denkbar schlechtes Wort für diese Familien, die die Regisseurin in ihren Filmen mit immer neuem Talent in den Blick nimmt. Ursula Meier inszeniert sie mit Anmut und Ernsthaftigkeit, jedes Bild wird zu einem kraftvollen Moment, ohne dass die Schönheit uns den Blick verstellt. Sie inszeniert präzise absolut umwerfende Schauspielerinnen, die fabelhaften Entdeckungen Stéphanie Blanchoud und Elli Spagnolo ebenso wie Valeria Bruni Tedeschi und India Hair: Ein Kaleidoskop von Schauspielerinnen, die ein Kaleidoskop von Frauen verkörpern, voller Musik, Gefühle, Zärtlichkeit. Oder eben nicht.“ schreibt Bande à Part.
Regie Ursula Meier
Drehbuch mit Stéphanie Blanchoud, Antoine Jaccoud
Kamera Agnès Godard
Musik Jean-François Assy, Benjamin Biolay, Stéphanie Blanchoud
Besetzung Stéphanie Blanchoud, Valeria Bruni Tedeschi, Elli Spagnolo, India Hair, Dali Benssalah
CH/FR/BE 2022, 103 Min., frz.OmU|dtF, ab 12