Marguerite studiert Mathematik an der Ecole Normale Supérieure, einer Elite-Uni. Sie liebt die Mathematik und ihre Rätsel. So etwas wie eine Privatleben hat sie nicht. Bei der Präsentation einer These aus ihrer Doktorarbeit, an der sie arbeitet, unterläuft ihr ein gravierender Fehler. Damit hat sich ihre Doktorarbeit erledigt, genauso wie der Rest ihres Lebens. Ihr Doktorvater lässt sie fallen. Sie muss ihr Stipendium zurückbezahlen.
Marguerite zieht sich zurück und kommt in der WG einer Tänzerin unter. Aus Geldmangel fängt sie an, Mahjong zu spielen, in Hinterzimmern, um Geld. Um viel Geld. Ihr chinesischer Vermieter schleust sie in die lukrativsten Spielrunden. Aber die Mahjong-Runden helfen nicht nur ihr Leben zu finanzieren, sondern bringen sie auch dazu, die Mathematik mit anderen Augen zu sehen. Ob sie nicht vielleicht doch noch einen Versuch wagt?
Der Film von Anne Novion zeigt eine Frau in einer von Männern dominierten Welt – mit Jean-Pierre Daroussin gegen sein Rolllen-Image als strenger Doktor-Vater –, die stark genug ist, sich nach einer Krise neu zu erfinden.
Die Goldbachsche Vermutung
In der Mathematik gibt es seltsame Dinge, von denen wir Unwissenden nichts wissen (wollen). Das Mathe-Problem des Films, das Marguerite „beweisen“ möchte, ist die „Goldbachsche Vermutung“. Die arbeitet mit Primzahlen. Ein gewisser Christian Goldbach hat 1742 – in einem Brief an den Mit-Mathematiker Leonhard Euler – vermutet: „Jede gerade Zahl größer als 2 ist die Summe zweier Primzahlen.“
Und das hat bis jetzt weder jemand beweisen können – noch das Gegenteil. Natürlich kann man „händisch“ bis 30 oder auch 50 mit Taschenrechner nachrechnen (und feststellen, dass sich immer zwei passende Primzahlen finden). Ab dann wird es immer zeitaufwendiger, diese beiden Primzahlen zu finden. Natürlich kann man ein Programm schreiben und dann tickert ein Rechner durch den Zahlenwust, bis er die beiden Primies hat. Und das ist geschehen! Empirisch ist die Vermutung bis in den Bereich von 10 hoch 18 korrekt!
Aber das ist kein Beweis! Wenn es einmal nicht geklappt hätte, wäre das allerdings sozusagen ein „Gegenbeweis“. Empirisch. Aber der mathematische Beweis ist ganz etwas anderes: Da wird nicht mit konkreten Zahlen jongliert, sondern mit den Eigenarten von Primzahlen.
Unser letztes Bild oben zeigt eine oft benutzte grafische Lösung bis 96. Alle Schnittpunkte der blauen und rosa Linien (Primzahlen) zählen. Man sieht: Schon ab 14 gibt es sogar mehr als ein Primzahlenpaar, die zusammen 14 ergeben (hier: 7+7 oder 13+1). Auf Wikipedia gibt es mehr vom alten Goldbach.
Pressestimmen
"Filmisch sehr packend inszeniert und super gespielt. Ein originelles, sehenswertes Werk, in dem Ella Rumpf herausragend ist.", meint Deutschlandfunk Kultur.
"Die weibliche Ausprägung des Mathe-Genies hat ihren großen Reiz, vor allem durch das emotional so reiche Spiel von Ella Rumpf. (...) Sehr zurecht erhielt Ella Rumpf mehrere Preise, unter anderem den César für die beste Nachwuchsschauspielerin." so Radio Eins.
"Eine Geschichte über Liebe und Selbstachtung ganz groß erzählt. Ein Film voller Überraschungen, weil das Thema eine ganz eigene Welt abbildet.", findet der MDR.
Regie Anne Novion
Drehbuch mit Mathieu Robin, Marie-Stéphane Imbert, Agnès Feuvre
Kamera Jacques Girault
Musik Pascal Bideau
Besetzung Ella Rumpf, Jean-Pierre Daroussin, Clotilde Courau, Julien Frison, Sonia Bonny
FR/CH 2023, 114 Min., frz.OmU|dtF, ab 12