„Au rendezvous des amis“ nennt Max Ernst 1922 ein Gemälde, das seine Pariser Freunde in einem Gruppenbild zusammenfasst. Die rätselhafte Avantgardisten-Versammlung gilt heute als Schlüsselwerk des Surrealismus. Der Film ,Rendezvous der Freunde‘ erzählt die Geschichte dieses Bildes, das im Laufe der Zeit alle Stadien der Bewertung durchlief: von der wenig beachteten Arbeit eines jungen Künstlers bis zur Verurteilung als „entartete Kunst“ in der Nazizeit, über das weitgehende Desinteresse Anfang der 50er Jahre bis zum unangefochteten Klassiker-Status von heute.
Als Max Ernst 1924 Geld für eine Saigon-Reise braucht, verkauft er das Bild an seine Kunsthändlerin Johanna Ey. In den 20er Jahren ist ihre Düsseldorfer Galerie das Zentrum der rheinischen Künstler-Avantgarde. Hier hatte Max Ernst auch seine erste Einzelausstellung. In der Nazizeit wird Johanna Ey der Kunsthandel untersagt. Ihre Sammlung gilt als „entartet“ und wird zum Teil beschlagnahmt. Die Kunsthändlerin gerät so sehr in Not, dass sie erwägt, ihre letzten Bilder gegen Lebensmittel zu tauschen.
In der Galerie „Neue Kunst Frau Ey“ sehen Lydia und Artur Bau 1929 zum ersten Mal Werke von Max Ernst. Es entwickelt sich eine lebenslange Freundschaft mit der Kunsthändlerin. Sie kaufen während der Nazi-Zeit Bilder von Johanna Ey und Zeichnungen jetzt offiziell als „entartet“ klassifizierter Künstler.
1941, nach den ersten Bombenangriffen auf Düsseldorf, erhält das Ehepaar Bau eine Kiste, Inhalt unter anderem: Max Ernsts „Au rendezvous des amis“ und „La mort de Max Ernst“ von Robert Desnos.
"Au rendezvous des amis" hängt heute im Museum Ludwig in Köln.
Christian Bau: „Soweit ich zurückdenken kann, hing es immer in unserem Wohnzimmer. Ziemlich groß und präsent. Meine Eltern haben mit ihren Bildern gelebt, es wurde geraucht, die Rahmen zuweilen mit Ata abgewaschen und wenn etwas kaputt ging, hat mein Vater das mit dem Pinsel repariert. Für uns ist ,Rendezvous der Freunde‘ ein Film über Gewinn und Verlust und die damit verbundenen Schicksale.“
Die Erzählungen von Lydia und Artur Bau – während der Dreharbeiten beide über Mitte 80 – formen sich im Film zu einem Stück Kunstgeschichte.
Matinee zu Max Ernst
Am 24. August um 11 Uhr sind in Kooperation mit der Kunsthalle Hamburg die Filmemacher:innen Maria Hemmleb und Christian Bau im Abaton zu Gast.
Drehbuch, Regie Maria Hemmleb, Christian Bau
Kamera, Ton Maria Hemmleb, Christian Bau
Montage Ursula Höf
Trickgestaltung Udo A. Engel
Musik Roland Musolff
DE 1992, 60 Min., dtF