Mit seinem Dokumentarfilm ,Auf der Adamant‘ hatte Nicolas Philibert im letzten Jahr ein offenes Therapie-Modell vorgestellt, ein Anlaufpunkt für psychisch gestörte Menschen auf einem Schiff auf der Seine in Paris.
In ,Averroès & Rosa Parks‘ – zwei Stationen des großen Krankenhauses Esquirol im Pariser Stadtteil Charenton – folgt Nicolas Philibert der Spur aus ,Auf der Adamant‘ in eine (eigentlich zwei) geschlossene Abteilung(en). Sein neuer Film besteht zum großen Teil aus therapeutischen Gesprächen, die dort Patient:innen, die demnächst entlassen werden sollen, mit ihren Ärzten und Ärztinnen führen.
Immer wieder stellt sich dabei die Frage (stellt der Regisseur die Frage): Was ist normal, was ist gestört, schwachsinnig, anormal – oder einfach nur anders? Eine Frage, die das Publikum sich selbst beantworten muss, während hier Menschen, die zum Teil doch sehr eigensinnige Vorstellungen haben, ausführlich zu Wort kommen.
Pressestimmen
Die taz schreibt, beide Filme "zeigen das Ringen der Patient:innen mit dem System und sich selbst und deren Empathie für die Zwänge der Betreuer:innen. Wie ’Auf der Adamant’ richtet auch ’Averroès & Rosa Parks’ den Blick auf ein soziales und medizinisches System, das selten im Fokus der Aufmerksamkeit steht."
"Philibert jedenfalls gelingt mit der Montage der Patientengespräche die Kunst, über der Präsentation einer vorbildlichen therapeutischen Arbeit über Bande auch die Institution Psychiatrie und die sie tragende französische Gesellschaft höchst kritisch anzusprechen.", so epd film.
Drehbuch, Regie Nicolas Philibert (Dokumentarfilm)
Musik Sarah Murcia, Magic Malik (nach Beethoven)
Kamera, Schnitt Nicolas Philibert
Mit Patientinnen und Betreuer:innen im Esquirol-Krankenhaus, Charenton-le-Pont, Paris.
FR 2024, 145 Min., frz.OmU, ab 12